UNA SZEEMANN (*1975, Locarno, CH)

Was nicht ist, ist nicht, was es ist. Una Szeemann sucht nach materiellen Spuren und Übertragungen des Unsichtbaren.

Sie erzählt von verborgenen und verhüllten Kräften, die sich dem eindimensionalen Blick entziehen. Geschichten aus anderen Orten und Gegebenheiten, die das Unterbewusste anregen und die objektive minimalistische visuelle Nüchternheit übergehen.

Im Zentrum von Szeemanns Schaffen steht aber auch der Widerspruch, dem Unbewussten eine Form geben zu wollen. Dabei spielen die verwendeten Materialien immer eine wichtige Rolle. Das gewählte Material besitzt eine eigene Essenz, die die entstehenden Formen beeinflusst.

Aus einer Reise durch die Räume zwischen Realität und Illusion entsteht 2020 eine doppeldeutige Idee mit dem Titel “Les Mains Négatives“: Ein Granitblock aus der Valle Maggia, auf dem ein bronzener Ankerring liegt ist der Ruhepunkt auf einer Zeitreise in zwei Richtungen.

Der Ring, etwa 20 Zentimeter im Durchmesser, trägt primitive Handabdrücke, Negativformen, die sich auf das Werk von Marguerite Duras beziehen.

Die schwere alte Bronze, deren Berührung sich im Laufe der Jahre nur als Patina offenbaren würde, erscheint widersprüchlich zu dem Anfangsstadium der Form: das warme Wachs, das Szeemann für die Gestaltung verwendet hat. Ein Gegenstand, der derart stark eine Zeitlichkeit aufweisen möchte, dass es diese verliert. Die Erinnerung wird so zur Gegenwart. Aber es ist auch etwas Kostbares, Intimes und Versöhnliches.

Una Szeemann hat eine Arbeit entwickelt, die auf die mittelalterliche Vergangenheit der See und Flusslandschaften verweist. Die Arbeit bietet fast schon dichotomisch die Möglichkeit sich eine Pause zu gönnen, verweist aber gleichzeitig auf den menschlichen Drang nach Bewegung und Mobilität. In dieser Hinsicht erforscht die Künstlerin das gegensätzliche Verhältnis zwischen der Psyche als einem weiten, inneren Geschehen und dem Körper als dessen räumlich wie zeitlich begrenztem Vehikel.

 

Weitere Informationen zur Ausstellung "Die unterbrochene Reise" finden Sie hier.